Toleranz bedeutet, laut Duden, Duldsamkeit, weiter ist Toleranz durch das Geltenlassen und das Gewährenlassen anderer Überzeugungen, Lebensweisen, Handlungsweisen definiert

Also Einfach gesagt: Der kann machen was er will, solange er mich damit nicht bedrängt.

Oder doch nicht so einfach? Wo beginnt Toleranz? Wo hört diese auf? Wo ist Toleranz nicht mehr angebracht?

Ich fange jedoch mal von vorne an:

Toleranz ist für mich ein Aspekt, der sehr wichtig ist um mit andersartigen Menschen ein Miteinander führen zu können. Auch Freundschaften in gewisser Form zu pflegen, Gespräche zu führen. Ich habe mit meinem Vater ab und an Gespräche über politische, ökologische oder ökonomische Ereignisse. Wir führen einen Diskurs, haben jeweils eine andere Meinung aber wir lassen die Meinung des anderen.

Tolerant zu sein bedeutet, den anderen Menschen so sein zu lassen wie er ist. Aber natürlich kann ich versuchen diesen Menschen von einer anderen Neigung mittels Argumente zu überzeugen. Sozusagen die Seiten zu wechseln.

Einen Vanilla zu einem SM-ler zu machen…oder einen bestimmten Fetisch auszuleben.

Es wird dann nicht erzwungen, sondern derjenige, soll durch Argumente und entfachte Neugierde diese Dinge tun und nicht nur weil ich es so will.

Ich werde als so akzeptiert wie ich bin, mit all meinen Ecken und Kanten. Das wir uns alle wünschen. Aber warum ist es denn so schwer tolerant zu sein? Wo stoßen wir an unsere Grenzen?

Ich denke, Probleme tauchen auf, wenn das Verständnis vollkommen fehlt und man versucht zu missionieren. Oder man wird missioniert. Dann wird seine eigene Integrität angegriffen. Und dies, möchte wirklich keiner.

Anstatt zu sagen : So wie du lebst, ist nicht meins, sagen viele: So wie du lebst ist falsch.

Gerade im BDSM Bereich gibt es so viele Auslegungen und Auslebungen, dass es eigentlich normal sein sollte tolerant zu sein.

Ich habe festgestellt, dass viele mit der Zeit intoleranter werden, je länger sie ihr BDSM leben. Grundsätzlich bin ich froh darüber, wenn jemand sein BDSM auslebt und sein BDSM gefunden hat, dann wird jedoch häufig vergessen wie man selbst angefangen hat und alles was anders ist…wird verteufelt… Das ist schade.

Ich verstehe selbst nicht alle Lebensweisen oder kann sie gar nachvollziehen. CIS, worüber ich auch bereits Interview mit einem Paar führte, welches so lebt https://darkinstinct.de/ein-interview-ueber-den-bdsm-lebensstil-cis/ , ist für mich etwas vollkommen fremdes, wenn auch irgendwo romantisch. Ich kann mir einfach kein reines 24/7 für mich vorstellen. Oder manche Fetische. Ich kann sie nicht verstehen, will es aber auch nicht, aber das heißt nicht, dass ich sie nicht akzeptiere.

Häufig ist es dann so, dass ich mit diesen Menschen dann auch einfach nicht viel Kontakt habe. Schließlich umringen wir uns gerne mit den Menschen, die ähnlich ticken wir man selbst. So ist das bei mir auch. Ich komme einfach mit diesen Menschen länger und besser aus. Dennoch liebe ich manche Begegnung mit komplett entgegengesetzten Vorstellungen, weil ich dann die Möglichkeit bekomme, eine andere Welt irgendwo kennenzulernen.

Ich verstehe es nicht unbedingt. Bin aber dennoch fasziniert. So müssen sich Vanillas fühlen wenn sie Vanillas bleiben wollen aber plötzlich ein Gespräch über SM führen.

Aber ich akzeptiere dies. Auch wenn es mir manchmal schwer fällt. Ich versuche dann einfach so zu hinterfragen, dass ich es verstehe oder zumindest an den Punkt gelange : Okay, das raff ich nicht. Ich gebs auf. Ist okay.

Doch wann hört Toleranz auf?

Für mich hört Toleranz auf, wenn ich merke, dass jemand Drittes ernsthaft geschädigt wird. Im BDSM Bereich wenn ich sehe, dass jemand zu gefährlich bespielt wird (Leber/Nierenbereich, Kniekehlen z.B. werden geschlagen). Ja dann greife ich auch ein und ja dann nehme ich alle Konsequenzen in Kauf. Im schlimmsten Fall beteuert der passive Part mir glaubhaft, dass das so gewollt war und im besten Fall habe ich den passiven Part vor irreparablen Schäden bewahrt.

Doch warum ist es trotzdem so schwer tolerant zu sein? Warum verlangen wir soviel Toleranz für uns und sind so wenig bereit zu geben?

Wir wollen überzeugen, von unseren Ansichten. Möchte ich ja auch gerne, denn ich habe mit meinen Ansichten ja die entsprechenden Erfahrungen gemacht. Und ja…die Schwelle zum Missionieren ist leicht zu überschreiten. Und ich muss mich auch häufig zusammenreißen, wenn ich etwas zu einem Thema beitragen möchte um mich nicht in Rage zu reden. Aber weil ich auch eben Toleranz für mich einfordere…versuche ich alles mir dies zu bewahren…die Ansicht meines Gegenübers ernst zu nehmen, auch wenn manches für mich absolut albern ist.

Denn eins ist ganz wichtig: Diese Person ist damit glücklich. Ich muss damit nicht glücklich sein. Ich möchte keine Person von ihrem wirklichen Glück abhalten. Und Glück definiert jeder für sich selbst.