…oder die Verantwortung eines Doms

Diesen Beitrag schreibe ich, nach Anregung einer Freundin. Aber wir fangen von vorne an.
Was ist der “Subspace”? Der Subspace ist ein Tranceähnlicher Zustand der während einer Session erreicht wird. Hervorgerufen durch Endorphine. Der Subspace fühlt sich dabei jedoch für jeden anders an.
Im Subspace kann es sein, dass das Schmerzempfinden negiert wird, oder zumindest fast verschwindet. Rationaliät wird ausgeschaltet genauso wie die Fähigkeit Entscheidungen zu treffen. Es ist auch nicht mehr möglich sich entsprechend zu artikulieren, selbst wenn man direkt gefragt würde.
Man ist sozusagen “weg”.
Dieser Zustand, auf Grund des Stroms an Endorphinen im Körper, ist für viele ein Rausch, den man immer wieder gerne erleben möchte. Es ist an sich auch ein sehr schöner Zustand in den auch ich immer wieder gerne verfalle. Er lädt mich auf, danach fühle ich mich sehr glücklich und bin tiefenentspannt.
Aber, dieser Zustand muss überwacht werden. Und zwar vom Dom. Denn dadurch dass Sub nicht mehr in der Lage ist, sich zu artikulieren, ist nunmal auch jedes Safeword, oder jeder Ampelcode total sinnlos. Was bringt mir der beste Schutzmenachnismus wenn ich diesen nicht einsetzen kann.
Denn im Subspace überge ich ich tatsächlich die vollständige Kontrolle an den aktiven Part. Und muss ihm Vertrauen, dass die Regeln, Tabus etc. eingehalten werden. Eine Grenzerweiterung ist möglich, sollte aber im Zweifel nicht überstrapaziert werden.
Ich muss meinem Spielpartner absolut vertrauen können. Und vor allem darauf Vertrauen, dass er dieses Vertrauen nicht missbraucht.
Der aktive Part ist in diesem Zustand noch viel mehr für meine Sicherheit und Unversehrtheit verantwortlich, als wenn ich noch in der Lage wäre mich zu artikulieren. Je nach Tiefe der Trance würde ich nicht mal merken, wenn etwas mit mir passiert, was ich eigentlich nicht wollte, weil es in diesem Zustand nicht als so schlimm wahrgenommen wird.
Das “Danach” ist jedoch das worauf es ankommt. Denn danach, wenn ich wieder aus dem Subspace auftauche, realisiere ich sehr wohl, was mein Partner mit mir gemacht hat. Und dann ist das Vertrauen hinüber.
Der Aktive Part muss sich also bewusst sein, was da gerade in seinen Händen liegt. Er muss noch scharfsinniger sein. Er muss noch mehr auf die Körpersprache achten. Das ist Verantwortung, das ist Arbeit und ja, ich glaube, wenn ein Dom sich dieser Verantwortung bewusst ist, dass er alles was Sub ihn in diesem Zustand oder auch noch darüber hinaus gibt, genießen kann und wertschätzt. Es ist noch wertvoller.
Was passiert, wenn das Vertrauen missbraucht wurde?
Ich mag tatsächlich gar nicht tiefgehend darüber nachdenken, weil mir bei solchen Doms, egal ob männlich oder weiblich, das Kotzen kommt. Und ja ich meine es so deutlich wie ich es schreibe.
Diese Personen, haben vor der anderen Person keinen Respekt. Ich rede jetzt nicht von solchen Dingen wie : Das Geschenk muss man wertschätzen was Sub dem Dom macht. Nein, ich rede von ganz normalen zwischenmenschlichen Respekt. Ich respektiere die Grenzen meines Gegenübers, genauso wie ich wünsche, dass derjenige die meinigen respektiert.
Tut mein Gegenüber das nicht, kann ich dieser Person nicht vertrauen.
Wird bewusst vom Dom ein Tabu gebrochen wenn sich der passive Part im Subspace befindet, ist das für Aussenstehende nicht unbedingt zu erkennen. Man kennt ja nicht von jedem die Tabus. Das heißt erst im Nachgang wird auch den Zuschauern bewusst, dass dieser Mensch ein absolutes Arschloch ist.
Die Beziehung ist, zumindest sehe ich dann so, kaputt. Denn wie soll man als passiver Part jemals wieder unbeschwert in eine Session gehen. Manche Subs tun das, weil sie sehr abhängig sind. Manchmal war diese Abhängigkeit ja auch beabsichtigt. Und dadurch kann Sub sich nicht lösen zumindest nicht ohne fremde Hilfe.
Aber was macht es im Zweifel noch mit dem passiven Part selbst? Es kommen im schlimmsten Fall Selbstzweifel. Man hat jemanden vertraut. Ist eine enge Bindung eingegangen und dieses Vertrauen wurde missbraucht. Da zweifelt man dann an seinem Urteilsvermögen. Wie konnte ich mich so irren? Und kann nur schwer nochmal eine solche Beziehung eingehen.
Diese eine Tat, hat damit mehr zerstört, als im Zweifel nur die Beziehung.
Was als tun?
Ich denke, es kann trotzdem nie eine pauschale Antwort geben. Ich kenne viele Frauen, die ihren Doms immer noch ergeben waren nach einem solchen Übergriff. Wo der Dom sich jedoch das Vertrauen hart zurückarbeiten musste. Er musste also tatäschlich beweisen, dass er diesen Fehler nie mehr machen wird. Natürlich gibt es im Nachgang dafür nie eine Garantie, aber je nachdem, was in einem Gespräch herauskam, oder wie gravierend dieser Tabubruch für den passiven Part selbst empfunden wurde, aber wenn man dieser Person wieder vertrauen will und diese Person sich anstrengt, um das Vertrauen zurückzugewinnen, dann finde ich das genauso in Ordnung, wie wenn man die Beziehung direkt beendet.
Man muss selbst mit der Entscheidung leben können. Sich keine Vorwürfe machen können.
Manche Paare bleiben zusammen, obwohl einer der Parteien Fremdgegangen ist. Diese Paare haben darüber geredet und erarbeiten gemeinsam Lösungen. Der Betrüger kämpft um das Vertrauen des Betrogenen. Und wenn diese Bemühungen ernst gemeint sind, dann kann man jeder Beziehung eine neue Chance geben.
Aber dafür muss der Betrüger seinen Fehler erkennen und diesen eingestehen und auch bereuen. Nur dann kann man meiner Meinung nach Besserung erhoffen.
Denn dann kann man auch den Subspace wieder vollkommen genießen.