Ich habe sehr lange Partner gehabt, mit denen ich einen monogamen Lebensstil pflegte.
Dies änderte sich mit meiner ersten Freundschaft Plus. Ich muss sagen, dass mir dieser Begriff schon häufiger begegnete, ich damit aber nichts anfangen konnte.
Dieser Mann, Stephan heißt er, lebte schon sehr lange in einer gedanklich offeneren Welt. Damit zurecht zu kommen war für mich gar nicht so einfach.
Ich war damals 20…er ist 8 Jahre älter…eigentlich war ich ihm damals zu jung und er hat nur mit mir Kontakt aufgenommen, weil wir das gleiche Spiel zockten. So kann es manchmal gehen.
Man muss dazu sagen, ich habe mich erst, so kann ich es tatsächlich sagen, mit dieser Beziehung geöffnet. Auch für andere Fantasien, Möglichkeiten. Ich war doch sehr schüchtern. Das Mädchen von damals ist sexuell mit der Frau, die ich heute bin, nicht vergleichbar. Ein Mauerblümchen würde man sagen.
Ich kannte auch sexuell sehr wenig und er war und ist so selbstbewusst, so erfahren, das schüchterte schon ein wenig ein.
Wir wollten es darauf ankommen lassen ob es passt. Wollten uns treffen. Habe ihm direkt gesagt, dass ich etwas “Überredung” bräuchte um wirklich Lust zu entwickeln, dies hat sich übrigens nicht wirklich geändert…ich kommuniziere nur mittlerweile anders und reagiere nicht mehr so verschüchtert auf Annäherungen.
Wir wollten einen Film gucken, wirklich nur einen Film. Und naja, wie soll man sagen, es wurde natürlich gevögelt. Er war sehr bedacht. Es fing ganz kitschig irgendwie mit küssen, kuscheln und streicheln an. Er war sehr vorsichtig aber man merkte die Lust…und irgendwann konnten wir nicht mehr an uns halten.
Und im laufe dieser Freundschaft lernte ich mehr über andere Beziehungsformen. Dass er auch noch andere Freundschaft Plus Beziehungen pflegte, führte oft zu Eifersuchtsanfällen bei mir. Kannte ich es nicht, jemanden, der mir so nahe ist, zu teilen.
Das führte echt zu viel Negativität meinerseits, dass er schon überlegte, diese Freundschaft zu beenden. Doch irgendwie, ging das nicht.
Ich befasste mich also mehr mit offenen Beziehungsformen und dadurch, dass ich durch ihn immer mehr damit konfrontiert wurde, lernte ich auch mit meiner Eifersucht langsam aber sicher umzugehen.
Das war der Anfang von dem Gedankengang, dass Monogamie alleine mich nur bedingt glücklich machen kann. Ich lernte Personen kennen, mit deren offenen Beziehungen ich mich ernsthaft auseinander setzte. Sie plötzlich verstand. Es für mich jedoch- für den Anfang- in einer Liebesbeziehung ausschloss.
Aber ich denke auch, dass diese Zeit, mich ein wenig auf meine Beziehung mit meinem Mann mit vorbereitete. Schon sehr früh sozusagen. Ich war dadurch in der Lage, weniger geschockt zu sein, als er mir offen sagte, dass er auch gerne Sex mit anderen haben möchte.
Natürlich half auch die Entwicklung dazwischen. Aber Stephan war der Schubser, der den ersten Stein ins Rollen brachte. Der mich gedanklich aus der Monogamie befreite.
Dies bedeutet natürlich nicht, dass ich jetzt zwangsläufig andere Partner möchte oder diese meinem Mann zugestehe, aber es ermöglicht einen definitiv offeneren Umgang damit und mit ihm.
Wir können ehrlicher zueinander sein.
Diese Freundschaft Plus endete irgendwann auf Grund einer Beziehung, in welcher er wirklich ihr alleine zur Verfügung stehen wollte, wohl mehr ihr zu Liebe, aber das war für mich in soweit fein. Ausserdem zog er dann an das andere Ende von Deutschland, sodass der Kontakt abbrach. Aber dennoch erinnere ich mich gerne an unsere gemeinsame Zeit zurück.
Ich habe mich durch ihn zwar nicht alles getraut, aber immer mehr. Ich habe gelernt, meine Lust zu kommunizieren. Gelernt zu reizen.
Danke Stephan. Ich verdanke dir sehr viel und hoffe, dass wir uns tatsächlich irgendwann mal wieder sehen.