Nein, dieser Beitrag hat nichts mit Game of Thrones zu tun und nein, daher wird das auch kein Spoiler. Es wird immer viel darüber gesprochen, dass BDSM eine ganz neue Welt eröffnet hat, oder von Berichten, dass BDSM von Fesseln befreit hat.

Doch was sind das für Fesseln? Für Ketten? Ich muss sagen, dass ich den Vergleich sowohl mit Seilen, als auch mit Ketten sehr passend finde. Seile, weil die Befreiung langsam und bzw. oder mit Anstrengung erreicht werden kann. So wie man ein Seil zerschneidet. Und dann das Gefühl, wie es sich langsam nicht mehr enger um einen schnürt. Das Gefühl wenn das Seil langsam vom Körper gleitet. Aber genauso kann es auch plötzlich passieren, durch eine Erkenntnis, ein Erlebnis. Plötzlich werden die Ketten vom Körper gesprengt, man kann sofort wieder tief atmen. So, dass man erst mal völlig überwältigt ist. Aber dann die Freiheit und die Möglichkeiten erkennt. Ja, beides sind Möglichkeiten, wie BDSM befreien kann.

Ich denke, dass es Unterschiede in der Befreiung gibt, je nachdem in was für einer Beziehungskonstellation man sich befindet. Ich klammere jetzt mal bewusst die Beziehungen aus, die eine offene Einstellung zur Sexualität haben. Ich denke, dass das Sprengen der Ketten dort viel einfacher ist, als in anderen Beziehungen. Daher möchte ich hier bewusst die Beziehungsform Single sowie die Beziehungsform des zunächst monogamen Paares betrachten.

Fangen wir mit dem Single an.

Ich war damals auch Single, als man mich auf diese Neigung stieß. Ein Freund sagte mir damals, dass die Welt des BDSM etwas für mich sein könnte. Und er hatte recht. Diese Welt zu erkennen sprengte auch meine Ketten, doch nicht zu Beginn. Ich musste mir sehr viel eingestehen. Dinge auf die ich stand. Ich musste mir selbst eingestehen, dass das angeblich gesellschaftskonforme Bild der Sexualität, nicht auf mich zutraf. Dass da für mich mehr war. Dass dieses Bild antiquiert war und auch immer noch ist, spielte keine Rolle. Es ist das was die Gesellschaft, zumindest öffentlich, dachte. BDSM ist nicht wirklich gut, es ist eine Art Krankheit, obwohl das schon lange bekannt war, dass dies nicht so ist.

Was machte dies mit mir? Ich war überrascht. Verängstigt, aber vor allem neugierig. Neugierig auf diese neue Welt. neugierig auf das was ich noch erleben könnte. Was mir diese Welt noch bereit hält. Eine Person aus der Online Welt würde sagen : Was dieses Wunderland für einen bereit hält.

Da ich Single war, konnte ich mich frei entscheiden wie schnell und wie lang ich mit jemanden Kontakt haben wollte. Ich fühlte mich dadurch selbstbewusster. Mit meinen Freunden habe ich nie drüber gesprochen. zumindest nicht zu Beginn. Ich fand jedoch sowas wie Freunde in der Online Welt. Gesprächspartner. Menschen die meine Sorgen und Nöte verstanden mir Mut gaben weiter zu machen.

Und das ist für mich das Wichtigste. Jemand zum reden. Jemanden mit dem ich mich austauschen kann. Ehrlich.

Ein Single hat es meiner Meinung nach leichter, er muss sich selbst treu bleiben. Erkennen können was man will und dazu stehen. Ja, das klingt leicht. Ist es aber nicht. Denn genau dieses Eingeständnis ist schwer zu verarbeiten. Man muss sich gegen diese ganzen öffentlichen Meinungen durchsetzen und das ist ein Kampf und niemand möchte gerne kämpfen. War es bisher doch ziemlich bequem. Ich kann jedoch sagen, es lohnt sich. Zumindest es auszuprobieren. Nur weil man diese Neigung entdeckt muss man sie ja nicht zwangsläufig jeden Tag ausleben, vielleicht reich dem einen ja auch nur einmal im ‘Quartal oder so.

Und was ist mit den Paaren?

Auch Sie haben dieses Problem mit dem Kampf gegen sich selbst. Hinzukommt aber, dass eine geliebte Person davon auch wissen sollte. In meinen Augen sogar muss. Beziehungen leben von Ehrlichkeit und gerade wenn man etwas neues entdeckt, sollte man seinem Partner ehrlich genug sein.

Doch dann kommen die Ängste. Wie wird er es verarbeiten? Wird mein Partner sauer sein?Wird er denken ich habe immer was verheimlicht? Wird er denken, er reiche mir nicht?

Es ist jedoch auch eine Chance. Vielleicht denkt der Partner ja genauso nur hat sich nie getraut auf euch zuzukommen.

Doch wie anfangen? Wie die Ängste nehmen? Ich denke da hilft immer nur das offene Gespräch. Ehrlich sein. Auch wenn es im ersten Moment den anderen wahrscheinlich vor den Kopf stößt. Und gemeinsam Möglichkeiten ausloten. Gemeinsam Lösungen erarbeiten. Das ist ganz wichtig.

Und was ist wenn man mit dem Partner nicht reden kann?Oder nicht will? Heimlich machen?

Ich halte persönlich nichts von Heimlichkeiten. Denn für mich ist Fremdgehen eine Charakterschwäche. Jedoch kann ich die Beweggründe in vielen Fällen nachvollziehen. Es ist diese Angst. Angst nicht zu genügen oder den Partner zu verlieren. Es zu beichten kann schließlich eine Chance sein, aber eben auch die Möglichkeit für das Ende einer Beziehung. Und wenn man jemanden wirklich liebt…und es ja sonst in der Beziehung funktioniert, will man diese Person eben nicht verlieren. Das verstehe ich. Jedoch bin ich mir selbst die Wichtigste Person, das heißt ich muss mit den Entscheidungen, die ich treffe leben. Wenn ich damit leben kann, eine Neigung heimlich auszuleben, dann ist das völlig okay.

Jedoch ist mir, ehrlich gesagt, Heimlichtuerei einfach zu anstrengend. Daher bevorzuge ich immer den direkten Weg. Aber das liegt nicht jedem, aber auch ich lebe dann mit den Konsequenzen diesen Weges.

Bevor eine Beziehung zerbricht, weil man eine Neigung unterdrückt, weil man sich in gewisser Form zurückzieht, kann man auch mal heimlich seine Neigung ausleben, jedoch besteht auch immer die Gefahr, dass der Partner es herausfindet. Und was dann?

Dieses Risiko muss dann jeder für sich selbst abwägen. Einen Rat kann und will ich auch nicht geben. Denn, wie bereits gesagt, ich bin kein Fan derlei Heimlichkeiten.

Nur damit wir uns verstehen, ich rede davon wirklich sich mit jemanden zu treffen und sich real auszuleben. Bis zu einem gewissen Grad sogar nur online mit wem, aber ohne Einfluss auf den Alltag. Sich informieren, seine Neugierde befriedigen indem man Stammtische besucht auf denen nicht gespielt wird oder ähnliches oder zumindest nicht selbst aktiv mitmacht, dann ist das für mich auch kein Fremdgehen.

Also Paare haben es da echt schwerer, zumindest wenn man das Thema noch nie hatte oder noch nie thematisiert hatte. Man kann schließlich jemanden enttäuschen.

Dennoch glaube ich wirklich daran, dass Ehrlichkeit am Ende am sinnvollsten ist. Sie zeigt dem Partner auch, dass dessen Meinung nicht egal ist, sondern wichtig. Dass man Dinge auch miteinander erleben möchte. Dass der Gegenüber einem wichtig ist.

Das sollte man sich immer in Erinnerung rufen.

Die Liebe ist stark. Und wenn man ehrlich zu sich selbst und dann auch noch zu seinem Partner ist, können zumindest diese Verbindungen, nie getrennt werden.