
In vielen BDSM-Beziehungen ist eine Strafe schon teilweise echt zwangsläufig integriert. Sie wird von beiden Seiten vorausgesetzt, unbewusst.
Jedoch wird “Strafe” auch unterschiedlich verstanden.
Laut Definition ist die Strafe eine Sanktion von einem unerwünschten Verhalten. Das heißt, es wird eine Maßnahme ergriffen, die meist mit negativen Gefühlen verbunden ist, um dieses Verhalten in der Zukunft zu vermeiden.
So verstehe ich auch die Strafe im BDSM Kontext.
Eine Strafe bzw. die Bestrafung macht in dem Kontext also weder mir, aber auch dem Dom keinen Spaß. Sie ist, das notwendige Übel, in meiner BDSM-Beziehung, auf welches ich mich vorher mit meinem Herrn verständigt habe.
Diese Form der Strafe setzt viel Empathie aber auch Vertrauen ineinander Voraus. Denn bei solchen Bestrafungen, wird meist auf die Verwendung eines Safewords verzichtet oder es bewusst ausgesetzt. Am Anfang habe ich dies sogar nochmals bestätigt. Ich sagte dann “Ja, ich bin mit dem Aussetzen des Safewords für die Strafe einverstanden” Hatte sowohl den psychischen Effekt auf mich, dass ich wusste, es gibt kein entringen aber auch, dass es wirklich ungemütlich wird, aber auch nochmal als Sicherheit für meinen Herrn, dass ich wirklich für die Annahme der Strafe bereit bin. Denn man kann nicht jede Strafe immer durchführen. Dies hat meist psychische Gründe, zumindest bei mir.
Das heißt, während einer Strafe muss mein Dom mich umso mehr lesen, als sonst schon. Er muss umso mehr auf die kleinsten Regungen achten, umso mehr mich stumm verstehen.
Eine Strafe muss aber auch nicht unbedingt bis zum Ende durchgeführt werden.
Bsp: Eine Strafe von 20 Hieben mit einem unliebsamen Gegenstand steht bevor. Sub soll nach jedem Schlag dazu noch “Bitte noch eine Herr, es tut mir Leid” sagen . Also eine psychische Komponente wird hinzugefügt. Jetzt wird aber während der Durchführung sichtbar, dass Sub 1. Das Fehlverhalten erkannt hat und dies nicht wiederholen wird und/oder 2. Dass Sub einfach nicht mehr kann. Psychisch und/oder körperlich am Ende ist. Dann wäre es nicht ratsam die Strafe trotzdem weiter durchzuführen obwohl das Ziel, als die Erkenntnis, oder aber ein Abbruch auf Grund eines drohenden Zusammenbruches erkennbar ist. Dies würde im schlimmsten Fall zu nachhaltenden psychischen Schäden führen oder in milderen Fällen zu möglichen unwirksamen Strafen in der Zukunft.
Das Auffangen nach einer Strafe ist trotzdem Pflicht. Und für mich umso wichtiger. Verringert es doch die merkliche Distanz, die während einer Bestrafung geherrscht hat, sofort wieder auf das Normalniveau. Daher wär eine Bestrafung für mich in diesem Kontext auf Events auch nicht machbar.
Doch wie dann auf Events bestrafen, wenn dort Fehlverhalten an den Tag gelegt wird? Wenn Regeln des Events gebrochen werden?
Ich denke, dass jede Strafe diverse Stufen haben kann und unterschiedlich hart ausgelegt wird. Das heißt, für mich würde es vollkommen reichen, wenn ich merke, dass mein Dom mein Verhalten nicht gut heißt und mich eine Sanktion durchführen lässt, die mich nicht so stark belasten würde, die aber mir und allen anderen zeigt, dass dieses Verhalten nicht gewünscht wird und auch entsprechend geahndet wird. Die wirkliche Bestrafung kann im Zweifel dann daheim durchgeführt werden oder es wird härter an der Erziehung gearbeitet.
So sehe ich die Welt der Strafen im BDSM.
Jetzt gibt es aber auch jene, die Strafe als Spiel sehen. Als Teil des Spiels. Strafe ist eine Belohnung. Es ist einfach nur ein anderes Wort für eine Session, ein Ereignis, ein Event.
Es gibt zum Beispiel Public Disgrace Events oder “Gerichte” bei denen eine Bestrafung bzw. Demütigung angestrebt wird. Zu solch einem Event würde ich nicht gehen, wenn mich dies wirklich damit unwohl führen würde. Ich kann mir trotzdem sehr gut vorstellen an solchen Events teilzunehmen. Einfach als Teil des Spieles. Als bewusste Entscheidung mich auf diese Form des Spieles einzulassen und es auch so zu betrachten ohne wirklich bestraft zu werden. Denn ich habe an diesen Strafen dann ja Spaß. Es ist für mich dann also im Grunde eine normale Session nur unter anderen Begrifflichkeiten.
Auf den oben genannten Events wird schließlich gezielt auf so etwas abgezielt, jedoch kann ich mir nicht vorstellen, dass dort wirklich jemand bestraft wird und sich auch bestraft fühlt. Ich habe auch bisher niemanden kennengelernt der aus diesem Grund an so einem Event teilgenommen hat. Die Subs hatten immer ihren Spaß und zogen ihre Lust aus der Situation.
Ihr seht, die Welt der Definitionen ist mal wieder ganz wirr. Daher lohnt es sich immer zumindest zu klären, was man darunter versteht. Wenn ich jedoch sage, “eine Strafe macht mir und meinem Herrn keinen Spaß”, wissen die meisten, wie ich diesen Begriff auffasse und können sich im Gespräch entsprechend auf mich einstellen, genauso wie ich mich auf die anderen einstellen kann.